Wer betrügt wen?
Neulich (3.10.09) sah ich im Fernsehen (NDR) ein Experiment, in dem die Wissenschaftler sich bemühten, den menschlichen Geruchssinn zu untersuchen. Sie ließen die Versuchspersonen mit der abgebildeten Apparatur drei Mal den gleichen Kaffeeduft riechen, wobei sie vorgaben, jeder Kaffee sei in einer anderen Kaffeemaschine erzeugt worden. Die Versuchspersonen kamen zu dem vorhersehbaren Ergebnis, dass der Kaffee aus der teuren, modernen Kaffeemaschine am besten röche, der aus der billigsten am schlechtesten.
Bei der Interpretation dieser Ergebnisse wurde gesagt, dass die Sinne offensichtlich den Verstand betrögen und ihm Informationen vorspielten, die es in der experimentell erzeugten Realität so nicht gab.
Der erkenntnistheoretische Hintergrund dieser „wissenschaftlichen“ Untersuchung ist offensichtlich und unreflektiert das empiristische Konzept der Wahrnehmung. Die Autoren haben offensichtlich die erkenntnistheoretische Diskussion der letzten 50 Jahre und die dieser zugrunde liegenden Ergebnisse der Wahrnehmungsforschung einfach nicht zur Kenntnis genommen. Jeder auch nur oberflächlich mit den modernen Ideen zum Thema vertraute Leser kann diese Konstruktion leicht auseinander nehmen.
Da die Versuchspersonen ja vorher wissen mussten, welchen Kaffeeduft sie prüfen, haben sie dieses gedankliche Bild den wahrgenommenen Stoffen als Information aufmoduliert und so zum “Duft” gemacht. Das „prüfende“ Subjekt hat mit seinem Verstand hat die Information erzeugt, die dann von den Düften als Träger dieser Information über die Nase aufgenommen wurde. Der Duft selbst ist dafür relativ unbedeutend. Erst der Verstand bestimmt, wie ein Stoff riecht.
Nicht die Sinne haben also den Verstand betrogen, sondern höchstens umgekehrt.
Der Sinn solcher „Untersuchungen“ liegt auf der Hand: Wie sollte man sonst Werbung organisieren? Vielleich über den Verstand? Da kann man den mündigen Verbraucher nicht „wissenschaftlich begründet“ manipulieren und zu entmündigen versuchen. Der denkende Verbraucher - eine Horrorvostellung für Werbung.
Kategorie: Allgemein, Erkenntnis, Wahrnehmung
am 29. November 2009 um 21:57 Uhr | #
Manuelles Trackback:
[…]Das ist ein hübsches Beispiel für die These, daß jede Wahrnehmung der Sinne vom Gehirn erst produziert wird. Dabei muß ich zugeben, daß ich nur auf die Gelegenheit warte, mal ein Glas richtig teuren Wein aus dem Bordeaux zu probieren - Lafite, Latour, Mouton, Margaux, Haut-Brion, to name the few[…]
am 21. Juli 2024 um 14:15 Uhr | #
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