Uexküll und die Evolutionstheorie
Bei meinen Überlegungen stoße ich immer wieder auf die „Theoretische Biologie“ von Jacob von Uexküll /1!, eine Arbeit, die in den biologischen Wissenschaften noch immer nicht die Anerkennung gefunden hat, die ihm zukommt.
Es ist die erste – und wie ich meine – auch einzige hinreichend vollständige und in sich schlüssige biologische Theorie, die die Lebewesen konsequent als Subjekte auffasst und dazu ein logisch und terminologisch konsistentes Begriffssystem vorweist. Damit war er im Jahr 1928 den Biologen seiner Zeit weit voraus. Er hatte erkannt, dass das kausalistische Paradigma der Physik und Chemie ungeeignet war, die spezifische Seinsweise der Lebewesen adäquat abzubilden. Er hatte weiter nicht nur erkannt, dass eine wissenschaftliche Biologie ein prinzipiell anderes Erklärungsprinzip erforderte, er hat ein solches Erklärungsprinzip auch ausgearbeitet.
Seine Gedanken wurden jedoch kaum rezipiert, nur sein Umweltbegriff fand Eingang in die wissenschaftliche Biologie. Da dieser jedoch nicht in dem zugehörigen logischen und terminologischen Zusammenhang rezipiert wurde, konnte er auch nur in fragmentarischer („kastrierter“) Form angeeignet werden./2/
Das grundlegende Prinzip, welches Leben adäquat erklären kann, nannte er „Planmäßigkeit“. Hinter dieser Planmäßigkeit stand nach Uexküll jedoch nicht irgendein planendes Wesen, so wie es der heutige Gebrauch dieses Wortes nahe legt, er fasste die Planmäßigkeit vielmehr als Naturkraft auf, als dem Leben innewohnende konstitutive Eigenschaft. Am Ende dieses Beitrags wird ein längerer Text zitiert, der das hinreichend belegt.
Heute drücken wir diese Eigenschaften des Lebendigen die, Uexküll mit dem Wort „Planmäßigkeit “ ausdrückte, mit Termini wie „Organisation“ oder „Information“ aus. Diese Kategorien sind aber inzwischen wie die Kategorie des Lebens in den Naturwissenschaften dem kausalistischen Paradigma untergeordnet worden und werden auch auf das Schema Ursache – Wirkung abgebildet. Das führt zwar zu logischen und terminologischen Problemen und Widersprüchen, führt aber nicht zu einem Überdenken dieses Paradigmas. In den Geisteswissenschaften werden diese Kategorien als subjektive, geistige Kategorien ohne materielle Eigenschaften abgebildet, so dass Natur- und Geisteswissenschaften weiter aneinander vorbei reden.
Die entscheidende Kategorie in Uexkülls Theorie ist die des Subjekts. Erst wenn die Lebewesen als autonome Subjekte abgebildet werden, können sie in ihrer Besonderheit als Lebewesen verstanden werden. Die Biologie ist in Uexkülls Verständnis die Wissenschaft von den Subjekten.
„Die Physik behauptet, dass die uns umgebende Natur nur der Kausalität gehorchen. Solche bloß kausal geordnete Dinge haben wir ‚Objekte’ genannt. Im Gegensatz hierzu behauptet die Biologie, daß es außer der Kausalität noch eine zweite subjektive Regel gibt, nach der wir die Gegenstände ordnen – die Planmäßigkeit, die notwendig zur Vollständigkeit des Weltbildes hinzugehört.
Wenn das Hämmerchen eine Klaviersaite trifft und ein Ton erklingt, so ist das eine reine Kausalreihe. Wenn dieser Ton aber einer Melodie angehört, so ist er in eine Tonreihe hineingestellt, die gleichfalls eine Ordnung darstellt, die aber nicht kausaler Natur ist.
Wir wollen nun diejenigen Objekte, deren Bauart durch bloße Kausalität nicht zu verstehen ist, weil bei ihnen die Teile zum Ganzen im gleichen Verhältnis stehen wie die Töne zur Melodie, ‚Gegenstände’ nennen.
Objekte und Gegenstände bestehen beide aus Stoff, aber im Objekt gibt es keine andere Anordnung der Stoffteile, als sie die Struktur des Stoffes mit sich bringt. Im Gegenstand gibt es außerdem ein Gefüge, das die Teile zu einem planvollen Ganzen verbindet.
Äußerlich unterscheiden sich Objekte und Gegenstände gar nicht voneinander.“ (Theoretische Biologie, S.83f.)
In Uexkülls Verständnis wird nun die Umwelt der Lebewesen nicht von den Objekten sondern von den Gegenständen gebildet. Zur Umwelt wird eine Umgebung erst durch ein Subjekt, erst das Subjekt macht die Umwelt.
„Jetzt wissen wir, daß es nicht bloß einen Raum und eine Zeit gibt, sondern ebenso viele Räume und Zeiten wie es Subjekte gibt, da jedes Subjekt von seiner eigenen Umwelt umschlossen ist, die ihren Raum und ihre Zeit besitzt. Jede dieser abertausend Umwelten bietet den Sinnesempfindungen eine neue Möglichkeit sich zu entfalten. Dies ist dritte Mannigfaltigkeit – die Mannigfaltigkeit der Umwelten.
…
Damit stoßen wir auf den neuen Naturfaktor – den Plan, dessen Erforschung zur Hauptaufgabe der Biologie geworden ist. Noch stecken wir in den ersten Anfängen, und können keine ausreichende Beschreibung dieses Faktors geben.“ (Theoretische Biologie, S. 232f.)
In diesem Kontext wird nun verständlich, warum Uexküll die Evolutionstheorie ablehnte. Im Paradigma dieser Theorie ist die Umwelt ein von den Lebewesen unabhängiger „Faktor“, der auf die Lebewesen einwirkt und an den sie durch Mutation und Auslese angepasst werden, wodurch die Evolution zustande kommen soll. Im Erklärungsprinzip Uexkülls ist die Umwelt dagegen ein Produkt des autonomen Subjekts, das nichts im Subjekt bewirken kann, auch keine Evolution.
Der Denkfehler, der diesem Schluss zugrunde liegt, ist die Gleichsetzung des Naturprozesses „Evolution“ mit der Theorie „Darwinismus“, die diesen Naturprozess erklärt. Seiner Denkweise hätte es eigentlich entsprochen zu versuchen, den Naturprozess „Evolution“ auch mit seinem Prinzip der Planmäßigkeit des Lebendigen zu erklären, wie er dies mit allen anderen Naturprozessen versucht hat.
Dieser Fehlschluss wirkte sich nun verhängnisvoll auf das Schicksal seiner Theorie aus. Er war wohl die entscheidende Ursache für die ausbleibende Rezeption der Theorie Uexkülls. Im Jahre 1920 hatte die Evolutionstheorie Darwins in den kausalistischen Naturwissenschaften den Status eines allgemein gültigen Paradigmas erreicht, das von keinem Naturwissenschaftler, der ernst genommen werden wollte, angezweifelt werden durfte. Das verbitterte Uexküll stark, wie die folgende Stelle aus der Theoretischen Biologie zeigt:
„Der Darwinismus, dessen logische Folgerichtigkeit ebensoviel zu wünschen läßt wie die Richtigkeit der Tatsachen, auf die er sich stützt, ist mehr eine Religion als eine Wissenschaft. Deshalb prallen alle Gegengründe an ihm wirkungslos ab; er ist weiter nichts als die Verkörperung des Willensimpulses, die Planmäßigkeit auf jede Weise aus der Natur loszuwerden.“ (Theoretische Biologie, S197.)
Bis auf den heutigen Tag ist die Gleichsetzung von Gegenstand und Theorie weit verbreitet. Wer am Darwinismus zweifelt, dem wird meist gleich unterstellt, er bestreite den Fakt der Evolution. Das erschwert die Diskussion um die Weiterentwicklung der Theorie der Evolution. So verharrt diese Theorie in den Fesseln kausalistischen Denkens, und das Licht, das sie nach einem Wort Dobshanzkys auf alle Bereiche der Biologie werfen könnte, bleibt morgengrau.
*
Das folgende längere Zitat aus der „Theoretischen Biologie“ soll noch einmal deutlich machen, wie Uexküll den Begriff er „Planmäßigkeit “ verstand und warum das Argument, Planmäßigkeit erfordere einen externen Planer in Bezug auf Uexküll auch heute noch unzutreffend ist.
„Die außerordentlichen Schwierigkeiten, die die Biologie zu überwinden hat, um die Anerkennung der Planmäßigkeit als Naturmacht zu erzwingen, stammen aus der landläufigen Alternative: Leib – Seele, mit der man alle Möglichkeiten der lebenden Natur erschöpft zu haben meint. Man vergißt dabei, daß sowohl Seele wie Leib planvoll sind, und planmäßig miteinander zusammenhängen, Es gibt also noch ein Drittes, das weder aus der Seele noch aus dem Leibe abgeleitet werden kam. Wenn man die Lehre von der Seele Psychologie und die Lehre vom Leibe Physiologie nennt, so fehlt noch die Lehre vom Dritten, das sowohl Leib wie Seele in sich schließt, nämlich die Lehre von der Planmäßigkeit alles Lebendigen - die Biologie.
Auch diese Ausdrücke decken den Tatbestand nicht völlig. Wie wir bei der Entstehung der Lebewesen feststellen konnten, nehmen die indifferenten Zellautonome bei jeder neueinsetzenden Sprossung einen fremden Plan auf, der vorher in ihnen nicht vorhanden war. Aber dieser Plan wirkt sich in ihnen autonom aus, was bei den Maschinen nicht der Fall ist. Er wird also zum EigenpIan und bleibt kein Fremdplan, die die Maschinenteile einmalig ineinanderfügt, der aber weder den Betrieb aufrecht zu erhalten, noch Schäden auszubessern vermag. Eine Maschine ist, wenn sie einmal vom Lebewesen Mensch erbaut wurde, restlos Stoff und gehorcht nur noch der Kausalität. Sie ist daher tot und bedarf zur Aufrechterhaltung ihrer Planmäßigkeit eines lebenden Betriebsleiters.“ (Theoretische Biologie, S198ff.)
Ob das Wort „Planmäßigkeit “ damals wie heute ein geeigneter Terminus für den gemeinten Sachverhalt ist, sei dahin gestellt. Viele seiner Gedanken finden wir heute in der Systemtheorie, in der der von Uexküll gemeinte Sachverhalt mit anderen Termini bezeichnet wird. Aber Fragen nach der „Organisation“ der Evolution, nach ihrer „Struktur“ bleiben nach wie vor ungestellt.
/1/ Jacob von Uexküll: Theoretische Biologie. Verlag von Julius Springer, Berli, 1928.
/2/ Eine gute Darstellung der Verwendung des Terminus „Umwelt“ findet man in „Wikipedia“
Kategorie: Erkenntnis, Evolution, Kausalismus, Subjekte
am 28. November 2012 um 18:23 Uhr | #
Ihre ehrend Betrachtung über Jakob von Uexküll hat mich sehr gefreut:
“Die entscheidende Kategorie in Uexkülls Theorie ist die des Subjekts. Erst wenn die Lebewesen als autonome Subjekte abgebildet werden, können sie in ihrer Besonderheit als Lebewesen verstanden werden. Die Biologie ist in Uexkülls Verständnis die Wissenschaft von den Subjekten.”
Ich bedauere es sehr, dass er nicht verstanden wird (wie übrigens auch sein Sohn Thure von Uexküll, der Internist und Psychosomatiker war und dessen Buch: “Theorie der Humanmedizin” in der Lage wäre, die “Subjekt(ivitäts)vergessenheit” in der Medizin endlich zu beenden, worum ich mich nun bemühe), wofür Sie mir eine Erklärung geben, für die ich danke.
Mit großem Respekt vor Ihrer Arbeit und Leistung - zusammen mit Ihrer Frau-
und herzlichen Grüßen
Ihr
Ingolf Schmid-Tannwald
Denn eine “Biologie der Subjekte” fehlt bis heute in der Medizin
am 29. November 2012 um 10:30 Uhr | #
Stimmt!
G.L.
am 13. Juli 2024 um 07:34 Uhr | #
You have noted very interesting details! ps decent web site.Raise your business
am 1. Oktober 2024 um 19:34 Uhr | #
Garrett sits on the commode where his father had sat. gej porno The pre-cum leaks like a babbling brook from the boy’s erect and pulsing cock depositing its tiny droplets of juice onto the arm-hairs of his proud father. His father squeezes the nuts of his son tighter and tighter releasing more of the youthful essence.
am 1. Oktober 2024 um 19:52 Uhr | #
“That is your cock son.” His father says. “…but it does not make you a man. It only makes you a boy with a hard cock in his hand.” url=https://arturzasada.pl/porn sex/url “Last I measured I was nearly eight inches dad. Maybe more. I may be even bigger who knows.” He answers nonchalantly.
am 2. Oktober 2024 um 13:35 Uhr | #
“My hard-on. Somewhat. But I have them all the time. You know that. You’ve made enough comments about me sportin’ boners in the morning when you see them at breakfast.” “Once you plant that cock of yours in some squirmy hole and empty those warm balls of yours into a moist wet hole. Then you are on your way to becoming a man and only then will you come-of-age. But it is only a step onto the winding pathway towards manhood. It is my job to teach you what it means to be a man.” His father stands as he finishes his sentence. Loosening his belt and pulling his shirt out from the tucked confines of his pants.
am 2. Oktober 2024 um 13:54 Uhr | #
Daddy was furious as I could hear his deep breath. He sat down on the bench by the door. I was looking down afraid he was going to kick my ass. He lifted my head from my chin using the tip of his loafer where I can smell that smelly sheer socks he has been worn all day. Just when our eyes met a big stinky manly wad landed on my face. Then I felt a big rough hand rubbing the spit all over my face. I heard the daddy say “ next time remember what I told you exactly I don’t want this to happen again you hear me? I paused and said “ yeeee…”. Before I finished the sentence another spit and a big slap on me. “ when I told you something you must say yes. There is no room for you to argue or think understood?” He said in a deep and firm tone. “ yes sir”. Without missing a beep I said it. “good boy your night is just about to start.” His father kicks the shoes from his feet and slides his khaki pants off while still holding the resistant nut-sac of his virile son in his right hand. He is now as naked as his 17-year-old son.
am 5. Oktober 2024 um 04:13 Uhr | #
“Once you plant that cock of yours in some squirmy hole and empty those warm balls of yours into a moist wet hole. Then you are on your way to becoming a man, and only then will you, come-of-age. But it is only a step onto the winding pathway towards manhood. It is my job to teach you what it means to be a man.” His father stands as he finishes his sentence. Loosening his belt and pulling his shirt out from the tucked confines of his pants. His father unbuttons his shirt and throws it to the bathroom floor. Where his son is like the mythical David, cast in stone with blonde locks and cherubic face. The father is dark and with a day’s growth of stubble on his face.
am 5. Oktober 2024 um 04:30 Uhr | #
He is unfazed by the presence of his dad despite his nakedness inside the hot spray of the shower. “My hard-on. Somewhat. But I have them all the time. You know that. You’ve made enough comments about me sportin’ boners in the morning when you see them at breakfast.”
am 6. Oktober 2024 um 13:28 Uhr | #
“You guys jerk off together, these days?” His dad asks, “Back when I was in high school me and several of my friends would jerk-off in our trucks in the parking lot. We were so horny we could barely sit in our seats. You ever do that Garrett?” “Yeah.” He answers his dad. “…and I was ‘going commando’ too.”
am 6. Oktober 2024 um 13:47 Uhr | #
“Yes! Yes! I know you understand.” His father proudly exclaims. “Lookin’ good, son. Lookin’ good.” His dad says over the stream of the warm cleansing water as it caresses his mature man body.
am 10. Oktober 2024 um 17:28 Uhr | #
“Yeah.” He answers his dad. “…and I was ‘going commando’ too.”
am 10. Oktober 2024 um 17:46 Uhr | #
“Yep. I’ve had one since I put on my gear at practice today.” He tells his dad.
am 13. Oktober 2024 um 05:17 Uhr | #
Garrett nods to his father.
am 13. Oktober 2024 um 05:35 Uhr | #
All the blood rushes from his brain to his throbbing erection plus the heat of the shower, making the young lad, light-headed.
am 18. Oktober 2024 um 18:23 Uhr | #
hello!,I like your writing so much! share we be in contact extra approximately your article on AOL? I require a specialist in this space to resolve my problem. May be that is you! Looking ahead to look you.
bulloneriabergamasca.com
am 18. Oktober 2024 um 18:40 Uhr | #
Hey There. I found your blog using msn. This is a really well written article. I will be sure to bookmark it and return to read more of your useful information. Thanks for the post. I will certainly comeback.
gvrs.ac.in
am 28. Oktober 2024 um 16:00 Uhr | #
There is certainly a great deal to find out about this subject. I really like all of the points you made.
https://we1winnavi.com/?p=186
am 28. Oktober 2024 um 16:19 Uhr | #
Thank you for sharing your info. I truly appreciate your efforts and I will be waiting for your further write ups thank you once again.
https://kinolet.com/kazanma-yollari-mines-nedir-ve-nasil-oynanir
am 9. November 2024 um 23:48 Uhr | #
priligy farmacias del ahorro One study showed that it actually may be beneficial in improving disease free survival, Dr