Ursachen der Evolution

Björn Kröger stellt in seinem Blog „tiefes Leben“ die alte Frage nach den Ursachen der Evolution. Zum Schluss schreibt er:

„Wenn unsere Fragen, dagegen vom Trigger weggehen, dann wird es kompliziert. Dann dauert es möglicherweise Jahre bis genĂŒgend Daten zusammen sind um eine Faunenanalyse anzustellen, oder wir mĂŒssen ganz unspektakulĂ€r und ohne viel Hightech auf regionaler Ebene die VerĂ€nderungen in den Ökosystemen untersuchen. Und was dabei herauskommt lĂ€sst sich schwer verkaufen, weil es widersprĂŒchlich, kompliziert und schwer verstĂ€ndlich ist. Wollen wir so etwas wissen?“

Ich schon!

Vor allem finde ich interessant, dass er sich Ursachen denken kann, die außerhalb des Bereichs der ĂŒblichen VerdĂ€chtigen wie dem Klima und anderen Katastrophen liegen. Damit ist er nicht allein, seit UexkĂŒll gab und gibt es immer wieder DenkansĂ€tze, die in diese Richtung zielen und Evolution nicht oder nicht ausschließlich als Folge zufĂ€lliger UmweltverĂ€nderungen betrachten. Einige habe ich hier zusammengetragen.

Wie kommt es eigentlich zur Frage nach den Ursachen der Evolution? Diese Frage entspringt dem naturwissenschaftlichen Paradigma der KausalitĂ€t, das besagt, dass jede Erscheinung auf der Welt eine natĂŒrliche Ursache außer ihr, eben einen „Trigger“ haben muss. Also auch die Evolution. Als zulĂ€ssige Antworten lĂ€sst dieses Paradigma nur die Angabe ebenfalls natĂŒrlicher Ereignisse zu, die das zu erklĂ€rende Ereignis hervorrufen und es so erklĂ€ren. Eine Antwort der Art, dass es solche Ereignisse nicht gibt, weil die „Ursache“ des zu erklĂ€renden Ereignisses in ihm selbst liegt, ist in diesem Paradigma unzulĂ€ssig. Wenn die Wissenschaft eine Ursache noch nicht kennt, fĂŒhrt sie Hilfskonstruktionen ein: den Zufall, die Emergenz, den Kollaps der Wellenfunktion usw.

Der britische PalĂ€ontologe Simon Conway Morris schreibt zu Fragen, die auf die Ursachen der Evolution zielen: “Es gibt Fragen, die sind rein rhetorisch, und andere, die sind einfach dumm. Was die im Titel dieses Beitrags formulierte Frage (Sind Menschen ein unvermeidliches Ergebnis der Evolution? – G.L.) angeht, so vertritt die ĂŒberwiegende Meinung unter den Evolutionsbiologen mit großer Sicherheit und Gelassenheit die Meinung, daß sie zur zweiten Kategorie gehört: Menschen sind nicht unvermeidlicher als Aasgeier oder Schimmelpilze. Diese Ansicht ist auf den ersten Blick vollstĂ€ndig konsistent mit dem gegenwĂ€rtigen Denken, das betont, wie sehr die Evolution als ein historischer Prozeß im ganzen durch zufĂ€llige Prozesse im einzelnen bestimmt wird.” (Morris, Simon Conway (2003): Die Konvergenz des Lebens. In: Fischer & Wiegandt (Hrsg.): Evolution  Geschichte und Zukunft des Lebens, S. 128) Wie man aus dem Zitierten folgern kann, ist Morris der Ansicht, dass die Evolution im Gegenteil ein gerichteter Prozess ist und ihre Ergebnisse keineswegs zufĂ€llig sind. Aber lest doch selbst: Simon Conway Morris: (2003): Life’s Solution / Inevitable Humans in a Lonely Universe, Cambridge University Press, New York und Melbourne. (Soll 2008 in Deutsch erscheinen.)

Es geht nicht darum, das Paradigma der KausalitĂ€t aufzuheben, sondern darum, dass es ungeeignet ist, den Rahmen fĂŒr das Verstehen von LebensvorgĂ€ngen wie der Evolution zu bilden. Das Leben ist kausal nicht oder zumindest nicht vollstĂ€ndig erklĂ€rbar. Man muss die spanischen Stiefel des Kausalismus ablegen, wenn man sich auf die Suche  nach weiteren Formen der Determiniertheit zwischen Zufall und KausalitĂ€t machen will. Wenn man nur danach suchte, wĂŒrde man sie auch finden – auch wenn es sich schwer verkauft. Wer gibt schon Geld fĂŒr ein Projekt, das die Richtung der Evolution herausfinden will – wo doch „jeder“ weiß, dass es keine gibt.

Kategorie: Erkenntnis, Evolution, Zufall

2 Reaktionen zu “Ursachen der Evolution”

  1. Mitchel Walding

    Ernest Hemingway~ Theres absolutely nothing noble in being superior to your fellow men. Accurate nobility is becoming superior to your former self.

  2. Irwin Penfold

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