Ursachen der Evolution
13. Dezember 2007 - 10:52 UhrBjörn Kröger stellt in seinem Blog âtiefes Lebenâ die alte Frage nach den Ursachen der Evolution. Zum Schluss schreibt er:
âWenn unsere Fragen, dagegen vom Trigger weggehen, dann wird es kompliziert. Dann dauert es möglicherweise Jahre bis genĂŒgend Daten zusammen sind um eine Faunenanalyse anzustellen, oder wir mĂŒssen ganz unspektakulĂ€r und ohne viel Hightech auf regionaler Ebene die VerĂ€nderungen in den Ăkosystemen untersuchen. Und was dabei herauskommt lĂ€sst sich schwer verkaufen, weil es widersprĂŒchlich, kompliziert und schwer verstĂ€ndlich ist. Wollen wir so etwas wissen?â
Ich schon!
Vor allem finde ich interessant, dass er sich Ursachen denken kann, die auĂerhalb des Bereichs der ĂŒblichen VerdĂ€chtigen wie dem Klima und anderen Katastrophen liegen. Damit ist er nicht allein, seit UexkĂŒll gab und gibt es immer wieder DenkansĂ€tze, die in diese Richtung zielen und Evolution nicht oder nicht ausschlieĂlich als Folge zufĂ€lliger UmweltverĂ€nderungen betrachten. Einige habe ich hier zusammengetragen.
Wie kommt es eigentlich zur Frage nach den Ursachen der Evolution? Diese Frage entspringt dem naturwissenschaftlichen Paradigma der KausalitĂ€t, das besagt, dass jede Erscheinung auf der Welt eine natĂŒrliche Ursache auĂer ihr, eben einen âTriggerâ haben muss. Also auch die Evolution. Als zulĂ€ssige Antworten lĂ€sst dieses Paradigma nur die Angabe ebenfalls natĂŒrlicher Ereignisse zu, die das zu erklĂ€rende Ereignis hervorrufen und es so erklĂ€ren. Eine Antwort der Art, dass es solche Ereignisse nicht gibt, weil die âUrsacheâ des zu erklĂ€renden Ereignisses in ihm selbst liegt, ist in diesem Paradigma unzulĂ€ssig. Wenn die Wissenschaft eine Ursache noch nicht kennt, fĂŒhrt sie Hilfskonstruktionen ein: den Zufall, die Emergenz, den Kollaps der Wellenfunktion usw.
Der britische PalĂ€ontologe Simon Conway Morris schreibt zu Fragen, die auf die Ursachen der Evolution zielen: “Es gibt Fragen, die sind rein rhetorisch, und andere, die sind einfach dumm. Was die im Titel dieses Beitrags formulierte Frage (Sind Menschen ein unvermeidliches Ergebnis der Evolution? â G.L.) angeht, so vertritt die ĂŒberwiegende Meinung unter den Evolutionsbiologen mit groĂer Sicherheit und Gelassenheit die Meinung, daĂ sie zur zweiten Kategorie gehört: Menschen sind nicht unvermeidlicher als Aasgeier oder Schimmelpilze. Diese Ansicht ist auf den ersten Blick vollstĂ€ndig konsistent mit dem gegenwĂ€rtigen Denken, das betont, wie sehr die Evolution als ein historischer ProzeĂ im ganzen durch zufĂ€llige Prozesse im einzelnen bestimmt wird.” (Morris, Simon Conway (2003): Die Konvergenz des Lebens. In: Fischer & Wiegandt (Hrsg.): Evolution Geschichte und Zukunft des Lebens, S. 128)
Es geht nicht darum, das Paradigma der KausalitĂ€t aufzuheben, sondern darum, dass es ungeeignet ist, den Rahmen fĂŒr das Verstehen von LebensvorgĂ€ngen wie der Evolution zu bilden. Das Leben ist kausal nicht oder zumindest nicht vollstĂ€ndig erklĂ€rbar. Man muss die spanischen Stiefel des Kausalismus ablegen, wenn man sich auf die Suche nach weiteren Formen der Determiniertheit zwischen Zufall und KausalitĂ€t machen will. Wenn man nur danach suchte, wĂŒrde man sie auch finden â auch wenn es sich schwer verkauft. Wer gibt schon Geld fĂŒr ein Projekt, das die Richtung der Evolution herausfinden will â wo doch âjederâ weiĂ, dass es keine gibt.