Haben Tiere Bewusstsein?
In SpektrumDirekt vom 20.12.07 berichtet Tanja Krämer über Untersuchungen der Variation des Gesangs japanischer Mövchen (Lonchura striata var. domestica). Die Sache wäre an sich für mich nicht besonders interessant, wenn sie dazu nicht Termini wie „Absicht“ und „bewusst“ verwendet hätte. Was einem etablierten Verhaltensbiologen, der in den Kategorien des Behaviorismus denkt, vielleicht ein müdes Lächeln entlockt hätte, das provoziert einen mich,  der über die paradigmatische Situation der Biologie nachdenkt, geradezu zu der Frage, was denn im Verhalten von Vögeln „bewusst“ genannt werden könnte. Wir sind ja nicht einmal imstande, eine einigermaßen konsensfähige Definition des menschlichen Bewusstseins hinzukriegen, obwohl wir doch alle über ein solches verfügen.
Wenn wir von unserer Kenntnis über unser jeweils eigenes Bewusstsein ausgehen, dem einzigen, das uns in unserer Erfahrung gegeben ist, dann wird man wohl die Frage verneinen müssen, ob Vögel über etwas gleichartiges verfügen, ja ob überhaupt Tiere über mentale Fähigkeiten verfügen, die unserem Bewusstsein gleichartig sind.
Andererseits weisen die zitierten und andere Untersuchungsergebnisse sowie unsere alltäglichen Erfahrungen mit Tieren darauf hin, dass es im mentalen Bereich der Tiere funktionelle Komponenten geben muss, die das Tier zu Leistungen befähigen, für die wir unser Bewusstsein benutzen. Eben das bringt uns dazu, diese Leistungen mit Termini zu beschreiben, mit denen wir auch unsere mentalen Prozesse beschreiben. Nur – ist das berechtigt? Ist das überhaupt zulässig? Schreiben wir damit den Tieren nicht Eigenschaften und Fähigkeiten zu, über die sie noch nicht verfügen und noch nicht verfügen können, jedenfalls dann nicht, wenn wir die Theorie der Evolution ernst nehmen.
In jedem Fall sollten Tiere aber über eigenständige mentale Fähigkeiten verfügen, aus denen im Verlaufe der Evolution das menschliche Bewusstsein hervor gegangen ist. Solche Vorformen des Bewussten sollte es in unterschiedlicher Ausprägung geben, ähnlich wie Gliedmaßen oder Verdauungsorgane in unterschiedlicher Ausprägung vorkommen. Für diese haben wir auch unterschiedliche Bezeichnungen wie “Flossen”, “Hufe”, “Tatzen” oder “Honigmagen” und “Pansen”. Für die unterschiedlichen mentalen Zustände dieser Tiere haben wir keine Worte. Und deshalb können wir die Frage nach dem Bewusstsein der Tiere nicht beantworten, wir wüssten gar nicht, welche Worte wir für die anzunehmenden mentalen Prozesse beispielsweise der Fliegen mit dem eigenen Willen benutzen sollten.
Die fehlenden Worte stehen für fehlende Begriffe. Wir wissen gar nicht, wofür wir überhaupt Worte bräuchten, weil wir nicht den Schatten einer Idee haben, welche mentalen Prozesse tierischem Verhalten zugrunde liegen. Das wird auch so bleiben, solange Verhaltensbiologie und
Die Eignung des reduktionistischen Paradigmas zur Lösung von Fragen nach dem Mentalen im tierischen Verhalten wird heute nicht nur von Kreationisten und ID- Apologeten in Zweifel gezogen, sondern vor allem auch von ernsthaften Naturwissenschaftlern. So hat der Physiknobelpreisträger 1998 Robert Lauglin in seinem Buch „Abschied von der Weltformel“ (Piper 2007) gezeigt, dass dieses Paradigma nicht einmal mehr ausreicht, die moderne Physik hinreichend abzubilden. Der Biochemiker Stuart Kauffmann hat dies auch für die Biologie gezeigt, z.B. in „Der Öltropfen im Wasser“ (Piper 1996). Um wie viel weniger ist das Kausalitätsparadigma dann ungeeigneter, Fragen nach Psyche und Bewusstsein zu beantworten.
Allen meinen Lesern wünsche ich ein Frohes Weihnachtsfest und alles Gute für 2008. Ich melde mich erst Ende Januar wieder.
Kategorie: Erkenntnis, Evolution, Freier Wille, Kausalismus, Psyche, Verhaltensbiologie
am 10. August 2008 um 12:19 Uhr | #
Hallo Berlin, wir sind wieder wach. Dank für den guten Plan in Berlin und Ein- und Ausblick vom Balkon.
Zu den Taufliegen: Wenn der Herr Biologe noch Taufliegen hat, dann muss er natürlich nicht nur eine fliegen lassen und messen, sondern sein Experiment ausdehnen auf zwei, drei usw., um zu sehen ob dann immer wieder das gleiche Muster erscheint - oder ob 2 Tiere sich zusammen anders verhalten als eins. Erst ab einer mir nicht bekannten Menge Fliegen und Ergebnisse würde man doch erkennen, ob da ein Muster oder ein Wille die Ursache ist.
Grüße, Stefan
am 10. August 2008 um 16:30 Uhr | #
Hallo Stefan
http://www.plosone.org/article/fetchArticle.action?articleURI=info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0000443
hier kannst Du nachlesen, wie das Experiment angelegt ist
Gruß G.
am 27. September 2008 um 15:36 Uhr | #
[…] es zwischen Himmel und Erde auch Dinge gibt, die sie innerhalb ihrer kausalistischen Schulweisheit nicht unterbringen kann. Im Gegenteil, sie hat es verstanden, auch empirische Daten, die sie selbst gewonnen hat und die […]
am 18. Februar 2011 um 11:21 Uhr | #
[…] wird auch der Zufall bemüht.Es zeigt sich wieder einmal, dass die biologischen Wissenschaften noch nicht über ein Begriffssystem verfügen, das es ermöglichen würde, Ereignisse wie die beschriebenen hinreichend präzise […]
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